Zauberhafte Welten – lokal, global

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Hoch über dem Zürichsee, in der Gemeinde Feusisberg, steht das Magic House. Hier lebt und arbeitet Peter Marvey, der international bekannte Illusionist. Wir sprachen mit ihm über das Leben als Zauberer und warum er sich in unserer Region so wohl fühlt.

Zur Person

Peter Marvey ist 1971 in Rüti (ZH) geboren und zaubert seit seinem 14. Lebensjahr.
Er ist der international bekannteste Schweizer Illusionist und lebt in Feusisberg.

Mehr über die Person Peter Marvey können Sie hier erfahren:

Zur Biografie

Wer ist Peter Marvey? Was sind die drei Stichworte, die dich am besten charakterisieren und beschreiben?

Ich bin ein sehr vielseitiger Mensch, bei dem was ich tue aber auch wofür ich mich interessiere. Zudem glaube ich an das Unmögliche, daran etwas verwirklichen zu können, was niemand für möglich hält und ich lache gerne, liebe Humor.

Viele Leserinnen und Leser haben Auftritte von dir miterlebt, sei es bei Art on Ice oder auch im Fernsehen und kennen dich als Bühnenperson. Wie würdest du dich ihnen gerne als Mensch erklären?

Ich bin ein Macher, folge gerne einer Intuition und versuche eine Umsetzung. Auch wenn eine Idee zu Beginn noch nicht funktioniert, gehe ich dem so lange nach, bis ich eine Lösung finde oder weiss, dass ich den Plan aufgeben muss.
Als Mensch bin ich eher introvertiert, habe aber als Gegenpol auch dieses «Bühnengen» und geniesse es, mich zu präsentieren. Ich wollte nicht Zauberer wegen der Bühne werden, sondern weil mich das Unbekannte reizt. Die Show kam dann dazu und das gefällt mir heute auch sehr gut.

«Als Zauberer erfolgreich zu sein gelingt nur, wenn man die Realität nicht aus den Augen verliert.»

Peter Marvey

Gibt es einen Unterschied zwischen dem «zaubernden – also arbeitenden» und «privaten» Peter Marvey?

Ich habe sehr viele Interessen, Pflanzen, Reisen, Architektur, neben der Zauberei. Ich gebe aber gerne zu, dass die Zauberei doch sehr zentral ist und sich viele Gedanken darum drehen. Privates und Magie verwischt sich bei mir. Auch wenn man immer hört, man solle das trennen, für mich und mein Umfeld stimmt das. Ich plane aber auch Auszeit mit meiner Partnerin, sei das als Ferien oder mit Freunden.

Wie bist du zur Zauberei, zur Magie gekommen?

Magie und alles Unbekannte, Esoterik, Astrologie, hat mich immer schon fasziniert. Ist es Glaube oder ist es Wissenschaft. Ich wollte mich schon sehr früh nicht damit abfinden, etwas nicht zu wissen. Jeder denkt sich aus, wie so ein Zaubertrick funktionieren muss, ich wollte das ergründen. Was ich da am Fernsehen sah, reizte mich und nachdem ich mit 14 das erste Buch zur Zauberei gelesen habe, hat es mich gepackt und ich fing an täglich zu zaubern.

Wenn du nicht auf der Bühne stehst, wo oder was ist dein liebster Ort um einfach zu sein?

Ich liebe aussergewöhnliche Welten, lieber warm. Bin gerne in der Natur, vor allem Strände mit vielen Pflanzen. Und als Gegenstück grosse, lebendige Städte wie Singapur, Hong Kong und geniesse dann auch die internationale Küche.

Eine Frage noch, ganz persönlich: Zauberer haben eine ganz bestimmte Aura von Glamour und Unergründlichem, kannst du uns erklären, warum das so ist und warum das du als Zauberer auch so / oder eben nicht so siehst?

Ja, ich fühle mich in dieser Schublade sehr wohl. Aber es gibt auch zwei Seiten. Es gibt Künstler, die damit nicht zurechtkommen.

In der Schule, im Alltag, im Studium oder im Beruf, wir sind so rational. Und doch lassen wir uns von scheinbar übernatürlichen, magischen faszinieren. Wie vermagst du die Grenze zwischen Realität und Illusion aufzuheben?

Wichtig ist, dass sich Realität und Illusion nicht verwischen. Auf der Bühne herrscht die Illusion, aber die ganze Zauberei gründet auf der Realität. Man kann als Zauberer nicht erfolgreich sein, wenn man nicht alles auf der Realität aufbaut. In meinem Fall ist das bei der Illusion optisch und mechanisch begründet und wenn man das nicht beherrscht, kann es nicht funktionieren. Ich träume oft, ich kann fliegen. Wenn ich aufwache, weiss ich, dass ich das nicht kann und gehe auch so rational an meine Tricks heran.

Wie oft muss ein Magier/Zauberer sein Programm ändern, ausbauen, wechseln? Gibt es grosse Konkurrenz unter den Zauberern?

Die Überraschung spielt bei der Zauberei eine grosse Rolle, wir kreieren die Tricks um einmal gesehen zu werden. Im Gegensatz zur Musik, die einen Ohrwurm produzieren will, ist in der Zauberei der erste Auftritt der wichtigste. In jedem Land gibt es Zauberer und Zauberclubs. Es gibt sehr viele klassische Zauberer, zum Beispiel Kartentricks. Ich versuche darum Neues zu entwickeln, die Instrumente neu zu erfinden. Das ist sehr zeitaufwändig und so kann man nicht alle zwei, drei Monate eine neue Produktion auf die Beine stellen.

Wie hältst du es mit der Nachwuchsförderung? Kann man als Magier Nachfolger:innen fördern? Was räts du einem Nachwuchstalent? Gibt es gar eine Berufslehre?

Es gibt keine eigentliche Berufsausbildung, auch wenn es in gewissen Ländern wie zum Beispiel in China im Umfeld der Artistenausbildung entsprechende Angebote gibt. Aber einen «Stempel» als Zauberer gibt es nicht.

Welches ist die Zielgruppe eines Zauberers? Und hängt das allenfalls auch von der Art der Zauberei ab?

Zauberei spielt stark mit der Neugier der Menschen. Unerklärliches bringt uns immer dazu, ergründen zu wollen, was dahinter steckt. Darum spricht die Zauberei sehr viele Menschen an und fasziniert. Daher gibt eigentlich keine spezielle Zielgruppe.

Darf man heute einen Zaubertrick verraten?

Es kommt darauf an was. Aber es ist ja kein Gesetz vorhanden. Wir machen ja Unterhaltung und gewisse «verratene» Tricks hat es in Wahrheit gar nie gegeben. Auch das gehört zur Show.

Was ist bei den Auftritten wichtiger: die psychische oder die physische Fitness?

In meinem Fall ist beides gleich wichtig, auch wenn der Kopf mehr Training benötigt. Einen Einfluss hat auch die Interaktion mit dem Publikum, wenn man spricht, ist es nochmals anspruchsvoller, als wenn man sich «nur» auf den Trick konzentrieren kann.

Du bist gerade zurück von deinem Auftritt am Internationalen Zirkus Festival von Montecarlo, wo du den Schweizer Beitrag leisten konntest. Was waren deine Erfahrungen unter den Besten der Welt dein Können zu zeigen?

Zauberer werden nur ganz selten an das Festival eingeladen. Es war eine besondere Erfahrung, die Probezeiten waren teils mitten in der Nacht, weil wir relativ viel Zeit benötigten, um uns in der Manege einzurichten. Meine Shows sind eigentlich nicht auf eine Zirkusmanege ausgerichtet und daher ist ein Auftritt sehr anspruchsvoll aber eben auch reizvoll. Man muss die Illusionen von allen Blickwinkeln aus überprüfen. Es war ein tolles Erlebnis, weil man da nicht gegeneinander arbeitet, sondern jeder eine Auszeichnung erhält.

Ist die Herausforderung an den Magier und Zauberer besonders gross, wenn er weiss, das gefilmt wird und alle mit Argusaugen, die scharfe Kameralinse inklusive,  die magischen Rätsel lösen wollen?

Ja, das ist ein Unterschied, gerade wenn es live Auftritte sind. Beispielsweise bin ich an der OLMA bei einem Kartentrick beim Rückwärtsgehen gestürzt und wie ein Käfer auf dem Rücken gelegen. Natürlich bin ich sofort wieder aufgestanden und habe mich verbeugt. Ich dachte mir, das darf doch nicht wahr sein, alle haben das gesehen…, zuhause habe ich mir das sofort angesehen. Beim Trick lasse ich ein Kartenhaus erscheinen und im TV hat es ausgesehen, wie wenn ich einfach hinter das Haus ging und man hat den Sturz gar nicht gesehen.

Du bist mit eigener Bühne hoch über dem Zürichsee mit der Region verwurzelt und doch reist du in die ganze Welt. Wo zauberst du am liebsten?

Ich geniesse beide Lösungen, hier bei mir zu Hause wo alles genauestens eingestellt ist und ich millimetergenau alles selber einstellen kann. Hier bin ich auch selber schuld, wenn etwas nicht funktioniert. Es ist toll, dass das Publikum zu mir kommen kann. Im Gegensatz dazu die grossen Bühnen wir gerade Montecarlo wo ein ganz anderer Wind weht. Es gibt immer neue Eindrücke. Beides ist einfach schön.

Gibt es Lieblingsbühnen?

Ja, da gibt es ganz viele. Zum Beispiel der Sporting Club in Montecarlo, eine tolle Bühne die zum Meer hinaus geöffnet werden kann. Das ist einfach super schön. Es gibt aber viele, ich war schon länger nicht mehr in Japan oder China, wo ich sehr gerne wieder einmal hingehen möchte.

Wie häufig lässt dein Beruf es zu, dass du zu Zuhause sein kannst?

Während Corona war ich natürlich häufiger da, zum Glück konnten wir auf unserer kleinen Bühne immer wieder einmal spielen und so auch das Team trainieren. Sonst bin ich schon viel unterwegs.

Wenn du in Feussisberg bist, wo kann man dich am ehesten antreffen?

Ich gehe gerne auf den Etzel, der Weg geht ja direkt hinter meinen Haus vorbei. Gerne gehe ich nach Rappi zum Essen. Geniesse auch das Wasser, sei es am Zürichsee oder eben am Hüttener Seeli, es gibt ja kaum einen schöneren See. Zum Einkaufen gehe ich häufig ins Seedamm Center, da ist alles, was ich brauche, zu finden.

Das Magic House ist immer wieder offen für Shows im kleinen Rahmen, warum pflegst du diese aussergewöhnliche Form des Open-House?

Erstens ist das eine Verrücktheit von mir, welcher Zauberer hat schon eine eigene Bühne zu Hause und lädt die Zuschauer zu sich ein. Aber entstanden ist es eigentlich, weil ich einen Proberaum wollte, wo ich auch die grösseren Tricks zeigen kann, eben auch der regionalen Bevölkerung. Und, wir haben viel weniger Aufwand, weil wir nicht immer alles aufbauen müssen. Dank der guten Logistik sparen wir auch Lagerraum und können im Haus die Lastwagen beladen. Insgesamt hat diese Lösung viele Vorteile. Ende März zeigen wir wieder eine Serie, gerade mit der Show von Montecarlo.

Was sind deine drei Highlights in der Region?

Rapperswil/Zürich als Städte, der See und auch die Nähe zum Flughafen. Ich bin in Rüti aufgewachsen und das ist einfach meine Homebase.

Wir danken dir ganz herzlich für den persönlichen Einblick in dein zauberhaftes Leben.