Sanatorium

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Seit über 150 Jahren: Gesundheitsort für die Seele

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Mitten in der Region Zürich Park Side liegt, mit Blick über den ganzen Zürichsee, ein Refugium für die stationäre Behandlung und Betreuung von Menschen mit psychischen Erkrankungen.

Sie ist die älteste und traditionsreichste Einrichtung dieser Art im Kanton Zürich, hat eine aussergewöhnliche Geschichte und ist bei der Entwicklung von neuen Behandlungskonzepten bemerkenswert innovativ.

Vor über 150 Jahren gründeten Johannes und Maria Hedinger in Kilchberg eine der ersten psychiatrischen Kliniken der Schweiz. In der langen Geschichte der privaten Institution sticht vor allem die ungewöhnliche Benennung «Sanatorium» hervor, aber auch die zahlreichen Aufenthalte von Literaten und Künstlern sowie von politisch verfolgten Menschen während des ersten und zweiten Weltkriegs. Seit mehr als 70 Jahren ist die Klinik im Privatbesitz der Familie Schneider und bietet nach mehreren Erweiterungen 185 Betten mit einer umfassenden Grundversorgung und spezialisierten Behandlungsangeboten an.

Behandlungs-Angebot

Sanatorium Kilchberg

Das Sanatorium bietet stationäre, teilstationäre und ambulante Behandlungsmöglichkeiten. Die wichtigsten Angebote der Klinik sind:

Stationäres Angebot
Das Sanatorium behandelt das gesamte Spektrum psychischer Erkrankungen bei Menschen ab 18 Jahren bis ins hohe Alter mit folgenden Schwerpunkten:
– Depressionen
– Stressbedingte Erkrankungen (Burnout, Erschöpfungsdepressionen, psychosomatische Schmerzstörungen, Schlafstörungen)
– Zwangsstörungen

Ambulantes Angebot
Die Klinik verfügt zusätzlich über zwei ambulante Zentren mit den Schwerpunkten:
– Allgemeine Sozialpsychiatrie und Alterspsychiatrie mit Memory-Klinik im Ambulanten Zentrum Kilchberg (AZK)
– Psychosomatische Beschwerden, Depressionen und stressbedingte Erkrankungen im Zentrum für Psychosomatik Zürich City (ZPZ)

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Vor acht Jahren wurde die Klinik um ein Zentrum für stressbedingte Erkrankungen erweitert, das sich um Patienten mit Burnout, Erschöpfungsdepressionen und psychosomatische Schmerzen kümmert. Gerade im Umfeld der Corona-Pandemie ist eine neue Entwicklung von stressbedingten Belastungen festzustellen.

Interview mit Prof. Dr. med. Katja Cattapan, Stellvertretende Ärztliche Direktorin vom Sanatorium in Kilchberg.

1. Nicht alle kennen das Sanatorium in Kilchberg. Frau Cattapan, was ist das Besondere ihrer Institution?

«Neben der Tatsache, dass es sich um eine der ältesten psychiatrischen Privatkliniken der Schweiz handelt, gibt es für mich vor allem eine Besonderheit: der Name «Sanatorium», den wir seit 1904 mit Stolz tragen.»

2. Jetzt könnte man denken: Ist halt so ein Name, vielleicht für einige sogar schon etwas angestaubt. Was ist für Sie das Spezielle daran?

«Die Benennung Sanatorium ist für uns Programm. Sie knüpft an die antike Idee der Einheit von Körper und Seele an, die sich in unserem Behandlungsangebot bis heute widerspiegelt.»

3. Können Sie uns das etwas genauer erläutern?

«Einerseits äussert sich die Idee darin, dass wir im Sanatorium Kilchberg schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts begonnen haben, psychische Beschwerden durch biologische und körperbezogene Therapieverfahren zu behandeln und andererseits darin, dass wir zugleich auf Psychotherapie in der stationären Behandlung gesetzt haben, was damals sehr ungewöhnlich war. Die Klinik war eines der ersten Mitglieder der psychoanalytischen Vereinigung in der Schweiz. Heute ist sie vor allem an der Kognitiven Verhaltenstherapie ausgerichtet.»

4. Welche Auswirkungen hat diese Entwicklung auf die heutige Behandlung?

«Das Sanatorium hat in seiner Geschichte die Idee der integrierten Behandlung, die körperliche und psychische Aspekte beim Genesungsprozess gleichermassen berücksichtigt, nie aus dem Blick verloren. Und die wissenschaftliche Forschung gibt uns heute recht darin.»

5. Worin zeigt sich das konkret? Nennen Sie uns ein Beispiel.

«Wir haben gerade ein neues Konzept für die Behandlung von Depressionen entwickelt. Hier wird die Verknüpfung von körperlichen und psychischen Aspekten besonders sichtbar. Wir wissen heute schon recht viel darüber, wie sich frühkindliches Stresserleben auf die Entwicklung des Gehirns auswirkt und wie es in der Folge zur Ausbildung ganz bestimmter Denk- und Verhaltensmuster kommt, die im späteren Leben «depressogen» wirken, das heisst, die zur Entstehung einer Depression massgeblich beitragen.»

6. Hat dieses Wissen Auswirkungen auf die Behandlung?

«Unbedingt. Noch vor einigen Jahren erfolgte die Behandlung psychischer Erkrankungen weitgehend standardisiert, also nach einem Manual. Wir haben sie inzwischen vor allem im Bereich der Depression vollständig auf die einzelne Person und ihre Lebenserfahrung ausgerichtet. Das heisst, das konkrete Stresserleben eines Menschen in der Kindheit, aber auch im Erwachsenenalter, die Auswirkungen dieser Erfahrungen auf das Gehirn und die damit einhergehenden Prägungen haben wir sehr genau im Blick.»

Sanatorium

«Sanatorium Kilchberg - ein Refugium für die Behandlung von Menschen mit psychischen Erkrankungen.»

Prof. Dr. med. Katja Cattapan
Stellvertretende Ärztliche Direktorin, Sanatorium Kilchberg

7. Sie haben gerade das Wort «Prägung» verwendet. Lassen sich den solche Prägungen, die vielleicht schon Jahrzehnte zurückliegen, überhaupt ändern?

«Das ist ein weiterer wichtiger Aspekt in der Behandlung. Wenn wir die ungünstigen biographischen Prägungen kennen, wissen wir auch, welche neuen – oder wie wir sagen würden: korrigierenden – Erfahrungen erforderlich sind, um diese Prägungen zu überwinden. Eine zentrale Aufgabe der Behandlung besteht darin, Menschen diese Erfahrung zu ermöglichen.»

8. Von Stress war schon mehrfach die Rede. Das Sanatorium Kilchberg verfügt über ein eigenes Zentrum für stressbedingte Erkrankungen, wo vor allem Burnout-Patienten behandelt werden. Ist dies auch eine Besonderheit ihrer Klinik?

«Die Eröffnung des Zentrums für stressbedingte Erkrankungen in 2013 hat viel mit der Leitidee «Sanatorium» zu tun. Wir verfügen gegenwärtig über zwei Stationen für privat- und allgemeinversicherte Patienten, wo Burnout, Erschöpfungsdepressionen, aber auch psychosomatische Beschwerden und chronische Schlafstörungen behandelt werden. Eine Expertise in diesem Bereich haben wir aber eigentlich schon seit Beginn des 20. Jahrhunderts.»

9. Das meinen Sie nicht wirklich ernst, oder? Burnout gibt es doch noch gar nicht so lang!

«(Lacht) Natürlich gab es damals das Wort «Burnout» noch nicht. Deshalb sprach man von «Neurasthenie» und empfahl den Betroffenen: die Behandlung in einem Sanatorium.»

10. Soweit ich weiss, soll die Neurasthenie vor allem zivilisationsgeschädigte Grossstadtmenschen und Künstler heimgesucht haben.

«Ja. Wir haben im Laufe unserer Geschichte einige beherbergt.»

11. Lag es an der Neurasthenie, dass das Sanatorium Kilchberg im Laufe seiner Geschichte von so vielen Künstlern aufgesucht wurde?

«Nicht nur. Wir haben vor allem während und nach dem ersten Weltkrieg zahlreiche Literaten und Künstler beherbergt, im zweiten Weltkrieg auch politisch Verfolgte und Widerstandskämpfer, die aus Nazi-Deutschland zu uns gekommen sind.»

12. Warum ausgerechnet ins Sanatorium Kilchberg?

«Der damalige ärztliche Leiter, Dr. Hans Huber, pflegte einen engen Kontakt zu Künstlern und Literaten. Zudem schrieb er selbst Gedichte und war Mitinhaber eines bekannten Schweizer Verlags. Vor allem aber war er ein ausgesprochener Menschenfreund. Er hat zahlreichen Künstlern, aber auch politisch Verfolgten fingierte ärztliche Atteste ausgestellt, damit sie in der Schweiz bleiben konnten und nicht als Soldaten an die Front geschickt oder als «Verräter» an Nazi-Deutschland ausgeliefert wurden.»

13. Ist von dieser kulturnahen Atmosphäre heute noch etwas im Sanatorium spürbar?

«Gestaltung, Kunst und Musik sind ein Teil unseres Behandlungsangebots. Im Bereich der stressbedingten Erkrankungen haben wir die Philosophie fest in unser Therapieprogramm integriert, weil sich im Kontext von Burnout existentielle Fragen nach dem Sinn des Lebens stellen und der eigene Kompass einer Neuorientierung bedarf.»

14. Lassen Sie mich noch eine Frage zu einer ganz besonderen Art von Stress stellen, der wir alle gegenwärtig im Kontext der Pandemie und der Schutzmassnahmen ausgesetzt sind. Verändert dieser Stress auch ihren Klinikalltag?

«Ja, auf sehr vielfältige Weise. Einerseits müssen wir gerade in einer medizinischen Einrichtung besonders genau auf die Einhaltung der Schutzmassnahmen achten, was uns bislang sehr gut gelungen ist. Andererseits haben wir eine deutliche Zunahme von Patienten mit krankheitsbezogenen und generalisierten Ängsten. Im Bereich der depressiven Symptome spielt die anhaltende soziale Isolation aufgrund der Kontaktbeschränkungen eine immer grössere Rolle.»

15. Was raten Sie betroffenen Personen und ihren Angehörigen?

«Gerade im Rahmen einer Depression sind betroffene Personen oft sehr hoffnungslos. Dem möchte ich entgegensetzen, dass es sich lohnt, sich eine professionelle Unterstützung zu holen. Sehr viele Menschen können durch die Therapien wieder zu ihren alten Kräften zurückkehren, eine hohe Lebensqualität und Funktionsfähigkeit erlangen – wir erleben das jeden Tag. – Die Situation für Angehörige ist oft nicht einfach. Aber halten Sie weiter den Kontakt zum Patienten, seien Sie verlässlich für ihn da, unterstützen Sie ihn dabei, sich therapeutische Hilfe zu holen. Und auch Angehörige müssen zwischendurch auftanken.»

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