Strassenmacher – Hagedorn
4 min
Wer kennt sie nicht, die Männer – und wenigen Frauen – die bei Gluthitze oder Regen in gelber oder oranger Kleidung mitten auf der Strasse Löcher aufreissen und mit schwerem Gerät neue Strassenbeläge einbringen.
Mitten unter uns in Pfäffikon wirkt die Hagedorn AG, welche mit 240 Mitarbeitenden genau dies seit 1936 tut. Wir wollten von Silvano Zanchin wissen, ob für diesen harten Job noch genügend Lernende zu finden sind.
Die Arbeit auf den Strassenbaustellen ist hart und häufig auch stressig. Nicht nur der nahe Verkehr, das Wetter und der Zeitdruck machen Unternehmen wie der Hagedorn AG zu schaffen, auch der berufliche Nachwuchs ist schwer zu finden. Darum ist das Unternehmen seit vielen Jahren stark in der Grundausbildung engagiert. Bereits die optische Präsenz sei wichtig: wie tritt ein Unternehmen auf. Ist die Baustelle aufgeräumt, alles korrekt abgesperrt, sind die Geräte und Maschinen gepflegt und vor allem: sind die Mitarbeitenden freundlich. Sofern dann noch ein guter Auftritt im Internet dazukommt, lässt sich über Schnupperlehren zum Glück noch Nachwuchs finden.
In der Schnupperlehre sollen die Jugendlichen in erster Linie den Beruf näher kennen lernen, aber auch die Begeisterung für den Betrieb soll geweckt werden. Die Abwechslung, möglichst über alle Arbeitskompetenzen sollen gezeigt werden, um die jungen Menschen zu motivieren, damit sie sich für eine Lehrstelle bewerben.
Die Hagedorn AG stellt in diesem Jahr wieder den besten Lehrabsolventen im Kanton Zürich sowie die beiden besten im Kanton Schwyz. Auch wenn gute Ergebnisse bei den Lehrabschlussprüfungen angestrebt werden, gibt man sich beim traditionellen Familienunternehmen grosse Mühe, auch weniger Talentierten eine Chance für eine Ausbildung zu geben.
«Unsere Lernenden sind ein wichtiges Element des Erfolgs – wir wollen auch in Zukunft auf gut ausgebildetes Personal setzen.»
Mit dem Abschluss der Grundbildung ist es aber nicht einfach fertig.
Nach einigen Jahren Berufserfahrung werden Ansprüche auf Weiterbildung laut. Das ist für ein Unternehmen wie die Hagedorn AG ein grosser Vorteil, denn Fachleute und gutes Kaderpersonal zu finden wird immer schwieriger. Daher fördert die Firma Interessenten gezielt, um damit auch scheidende Fach- und Kaderleute mit einer internen Nachfolgelösung zu ersetzen.
Einige Beispiele dafür:
Patrick absolvierte eine Zusatzlehre von 2012 bis 2014 und ist heute Polier;
Lukas schloss die Lehre EFZ 2016 ab und ist heute Polier;
Christian ist nach seiner Nachholbildung (2014 bis 2016) ebenfalls Polier;
zwei weitere Beispiele sind Jürg und Yannic, welche nach Lehre und Vorarbeiter- und Polierschule heute als Bauführer arbeiten.
Die gute Ausbildung und der korrekte Umgang mit den Mitarbeitenden führt immer wieder dazu, dass Väter ihre «Jungs» motivieren im Betrieb die Ausbildung zu absolvieren. So gelingt es, die nächste Generation von Strassenbauern zu formen.
Berufsbilder
| Strassenbauer/in EFZ (3 Jahre) Strassenbauer und Strassenbauerinnen sind verantwortlich für den Bau und Unterhalt von Strassen, Plätzen und Wegen. Die Strassenbeläge bringen sie von Hand oder maschinell ein. Sie arbeiten im Team und sind bei jedem Wetter im Freien. Tätigkeiten: Baustelle einrichten, Bauarbeiten, Sicherheit und Instandstellung |
| Baumaschinenmechaniker:in EFZ (4 Jahre) Baumaschinenmechaniker und Baumaschinenmechanikerinnen warten und reparieren Maschinen, Fahrzeuge und Geräte, die im Hoch- und Tiefbau eingesetzt werden. Sie führen Servicearbeiten aus, bauen Maschinen um und fertigen Ersatzteile an. Tätigkeiten: Kontroll- und Servicearbeiten an den Maschinen, Ermittlung von Defekten und Reparaturen an den Maschinen |
| Strassenbaupraktiker:in EBA (2 Jahre) Strassenbaupraktiker und Strassenbaupraktikerinnen helfen beim Bauen und Reparieren von Strassen, Plätzen und Wegen mit. Sie arbeiten im Team und sind bei jedem Wetter draussen. Tätigkeiten: Baustelle einrichten, Bauarbeiten, Sicherheit und Instandstellung |
| Alle Berufsbilder gemäss Beschrieb der offiziellen Webseite www.berufsberatung.ch. |
Micael auf Rang 1
Ein Highlight konnte das Unternehmen dieses Jahr feiern. Micael, Sohn des langjährigen portugiesischen Mitarbeiters Fernando, hat seine Lehre abgeschlossen. Aufgewachsen in Portugal ist er ohne berufliche Grundbildung in die Schweiz gekommen, um Geld zu verdienen. Schnell zeigte sich, dass der junge Portugiese ehrgeizig ist und mehr möchte.
So hat er nach mehreren Jahren als ungelernter Facharbeiter die Anfrage zur Lehre EFZ gemacht. Selbstkritisch erkannte er, dass die Sprachbarriere noch zu gross sein könnte. Deshalb verschob er den Lehrbeginn auf, um zuerst seine Sprachkompetenzen zu verbessern. Ein Jahr später startete er die EFZ Lehre und schloss seine Ausbildung diesen Frühling als bester Strassenbauer im Kanton Zürich mit der Note 5.5 ab.
