Gut gepflegt

Viele Menschen sind auf kompetente Betreuung zuhause angewiesen, sei das durch Pflege oder mit einer Haushaltshilfe. Häufig werden solche Leistungen von Spitex-Organisationen erbracht und das schon seit vielen Jahren.

Wer kennt die beschrifteten Autos nicht, hinter deren Windschutzscheibe ein Zettel liegt «Spitex im Einsatz». Von Termin zu Termin – immer freundlich – immer hilfsbereit. Das zeichnet die Mitarbeitenden dieser so wichtigen Dienstleistung aus. Wir wollten genauer wissen, was sich in den letzten Jahren alles verändert hat und sprachen mit Marianne Anliker, Geschäftsführerin der grössten Spitex in unserer Region.

Frau Anliker, seit rund 5 Jahren leiten Sie die Geschicke der Spitex Zimmerberg. Wie ist es zu dieser Organisation gekommen?
Gespräche über eine gemeinsame Spitex-Organisation im Bezirk wurden immer wieder geführt. Schliesslich haben sich die Mitglieder der Vereine Spitex Adliswil und Thalwil am 16.  September 2019 an den jeweiligen ausserordentlichen Generalversammlungen entschlossen, die Zukunft gemeinsam zu bestreiten. Am 1.  Januar 2020 hat die neue Organisation als Spitex Zimmerberg gestartet und rund drei Monate später kam Corona. Trotz erschwerter Bedingungen ist uns der Start gut gelungen und wir konnten unsere Kund:innen zuhause weiterhin gut betreuen. Einzig die kulturelle Entwicklung unserer neuen Spitex blieb zunächst in dieser ausserordentlichen Zeit der Pandemie etwas auf der Strecke, weil geplante gemeinsame Veranstaltungen mit unseren Mitarbeitenden nicht durchgeführt werden konnten.

Wo stehen Sie heute organisatorisch?
Wir sind durch zwei zusätzliche Zusammenschlüsse dynamisch weitergewachsen. Ende 2021 kamen die Gemeindevertreterinnen von Kilchberg und Rüschlikon mit dem Anliegen auf uns zu, die bestehende Spitex-Organisation Kilchberg Rüschlikon in die Spitex Zimmerberg zu integrieren. Im darauffolgenden Sommer erfolgte dann die Eingliederung der Spitex Kilchberg Rüschlikon in unsere Organisation. Anfangs 2023 folgte die Anfrage der Gemeinde Langnau am Albis. Wir haben auch dieses Einsatzgebiet per 1. Januar 2024 aufgenommen. Mit dem Kompetenzzentrum Psychiatrie decken wir den ganzen Bezirk Horgen ab. Die Strukturen haben wir im letzten Jahr auf die neue Grösse angepasst. Jetzt können und wollen wir uns wieder verstärkt mit unserer internen Entwicklung befassen, um den grossen Wandel zu konsolidieren.

Wie arbeiten Sie mit so vielen Mitarbeitenden?
Das funktioniert schon recht gut. Wir haben angefangen, von den Vorteilen der intensiveren Spezialisierung und der Grösse zu profitieren. Der Plan, Dienste auch untereinander abzudecken, funktioniert. Aber wir wollen verstärkt auch kulturelle Aspekte stärken. Durch die Digitalisierung kann vieles unbürokratisch und schnell erledigt werden. Aktuell sind wir daran, ein neues internes Kommunikations-Tool zu implementieren, um schnell und unkompliziert über verschiedene Themen informieren und uns austauschen zu können.

Es gibt heute sehr viele Spitex-Anbieter, wie können Sie sich als grosse Anbieterin mit Leistungsauftrag der Gemeinden von privaten Organisationen abheben?
Der Name Spitex ist nicht geschützt und heute schmücken sich leider auch viele gewinnorientierte Organisationen mit diesem Zusatz im Firmennamen. Nur das bekannte blau-grüne Spitex-Logo ist das verbindende Element aller Nonprofit Spitexorganisationen. Mit dem Leistungsauftrag haben uns die Gemeinden ihr Vertrauen ausgesprochen. Unsere Grösse gibt uns die Möglichkeit, für unsere Mitarbeitenden eine sehr gute Ausbildung zu gewährleisten. Dadurch sichern wir eine Qualität, die für unsere Kund:innen sehr wichtig ist. Der fachliche Austausch unter den rund 160 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern fördert unsere Wissensbasis sehr stark, was im Alltag unseren Kund:innen zugutekommt. Mit unserer Organisation sind wir auch in der Lage, gegenüber unseren Zuweisern, d.h. Ärzte, Spitäler, Heime ein professioneller und zuverlässiger Partner zu sein.

Die Mitarbeitenden sind zentral für Ihr Angebot. Was muss jemand mitbringen, um bei Ihnen zu arbeiten?
Ja, unsere Mitarbeitenden sind zentral. Wir freuen uns übrigens auf jede spontane Bewerbung von Pflegefachpersonal (HF/FH und FaGe EFZ), denn wir haben viel zu tun und können ein spannendes Umfeld bieten. Unsere tollen Mitarbeitenden verfügen über ganz unterschiedliche fachliche Kompetenzen, um den Anforderungen im täglichen Einsatz gerecht zu werden.

Was sind die wichtigsten Voraussetzungen für Mitarbeitende?
Bei uns sind Teamplayer gefragt, die einerseits sehr selbständig arbeiten und sich andererseits auf ganz unterschiedliche Haushalts-Situationen einlassen können. Es braucht eine grosse Hingabe  – die Mitarbeitenden sind sicher keine Sozialphobiker (lacht).

Beurteilen Sie die Spitex Zimmerberg auf dem Arbeitsmarkt als attraktiv?
Ja, ich würde uns schon als marktkonform und attraktiv bezeichnen. In den Statistiken unserer Berufsbilder sehen wir, dass wir bei der Entlöhnung meist über dem Durchschnitt liegen. Wichtig dafür ist auch, dass wir einen Monat im Voraus die Dienste planen. Natürlich muss dann auf kurzfristige Situationen reagiert werden aber wir schauen, dass wir die Bedürfnisse unserer Mitarbeitenden möglichst einfliessen lassen können. Zudem bieten wir sehr gute Weiterbildungs- und Entwicklungsmöglichkeiten.

Wie sieht es bei der Spitex Zimmerberg mit der Fluktuation aus?
Wir haben viele Mitarbeitende, die schon sehr lange bei uns sind. Auch kehren immer wieder ehemalige Angestellte zu uns zurück, was für die Organisation spricht. Aber es gibt auch neu eingetretene Personen, die mit falschen Vorstellungen starten. Wir ziehen den betreuten Personen nicht nur ein paar Strümpfe an. Zwar ist auch das ein Teil der Spitexarbeit aber die Komplexität nimmt aufgrund der Ambulantisierung stetig zu, was hohe Qualitätsanforderungen in der Pflege im häuslichen Umfeld mit sich bringt. Obwohl wir vor einer Anstellung immer «Schnuppertage» anbieten, gibt es eben auch manchmal rasche Austritte, weil die Vorstellungen dann doch nicht mit der Realität übereinstimmen. Insgesamt sind wir ein starkes und gutes Team, dass auch Spass hat.

Sie haben erwähnt, dass Sie sich auch stark für die Ausbildung einsetzen. Wie?
Uns ist die Qualität der Dienstleistung sehr wichtig, weshalb wir grossen Wert auf die Aus- und Weiterbildung legen. Dazu ist bei uns speziell eine Stelle geschaffen worden, damit auch Zeit dafür vorhanden ist, unsere Mitarbeitenden in Ausbildungsfragen professionell zu begleiten. Wir bieten Ausbildungsplätze als Fachangestellte Gesundheit  EFZ sowie Studienplätze als Fachperson Pflege HF an.

Wird die Arbeit auch geschätzt?
Ich würde sagen, dass 98 % unserer Kund:innen sehr zufrieden sind. Unsere Mitarbeitenden bekommen sehr häufig positive Rückmeldungen. Natürlich hätten die Kund:innen gerne immer die gleiche Betreuungsperson oder man versteht nicht, dass es auch einmal zu Verspätungen kommen kann. Aber im Grossen und Ganzen schätzt man unsere Arbeit sehr, ermöglicht doch unser täglicher Einsatz das längere Verbleiben im eigenen Zuhause.

Zum Schluss, Frau Anliker, was sind Ihre Highlights bei Spitex Zimmerberg?
Wir bekommen viele schöne Statements von unseren Kund:innen. Das freut mich und auch unsere Mitarbeitenden. Zudem bin ich sehr zufrieden, was wir in dem anspruchsvollen Umfeld mit der Neuorganisation erreichen konnten. Dank unserer Mitarbeitenden. Highlights sind immer auch unsere gemeinsamen Firmenfeste, an welchen wir ausgelassen feiern und jeweils einmal jährlich zusammen Karaoke singen.