Kerzenziehen

Advent, Advent, ein Lichtlein brennt

4 min

Was für uns heute eine schöne Weihnachtstradition ist, geht schon weit ins 18. Jahrhundert zurück. Bis Ende des 19. Jahrhunderts war Kerzenzieher oder auch Kerzengiesser genannt ein traditioneller Handwerksberuf. Ab dem Jahr 1850 wurden Kerzen zunehmend industriell hergestellt und der Berufsstand verlor somit an Bedeutung.

Heute ist das Kerzenziehen für Gross und Klein ein Spass. Durch das wiederholte Eintauchen des Dochts in den flüssigen Wachs hat man die Möglichkeit die Dicke und Form der Kerze zu bestimmen. Es eignet sich als perfektes Weihnachtsgeschenk, welches Kinder für Eltern, Grosseltern, Onkel und Tanten mit viel Freude herstellen können.

Unsere Region zeichnet sich alle Jahre mit vielen verschiedenen Anlässen aus, in denen das Kerzenziehen im Zentrum steht. Heuer ist allerdings aufgrund der Corona-Situation unklar, wie und ob überhaupt Kerzenziehen in den einzelnen Gemeinden durchgeführt werden kann. Dennoch ist es eine Jahrzehnte alte, schöne Tradition. Deshalb soll sich niemand entmutigen lassen. Kerzenziehen kann man auch zuhause oder in der privaten Einzelgarage bei offenem Fenster.

Wir haben mit einer langjährigen Betreuerin über ihre Erfahrungen gesprochen:

Sehr geehrte Frau Dürig, was bereitet Ihnen an Ihrer Arbeit beim Kerzenziehen am meisten Freude?

Ich freue mich jedes Mal auf die fröhlichen Gesichter der Kinder, wie sie mit Stolz und Hingabe ihre kleinen Kunstwerke anfertigen und diese dann mit nach Hause nehmen.
Der herrliche Duft von geschmolzenem Bienenwachs verändert die Besucher. Beim Kerzenziehen braucht es nämlich Geduld: Eintauchen- abkühlen lassen – eintauchen – abkühlen lassen… Man muss warten, sich entspannen.

Was hat sich im Verlauf der Jahre beim Kerzenziehen verändert?

Eigentlich nichts. Kerzenziehen ist eine manuelle Tätigkeit, die über die Jahre immer gleichgeblieben ist. Wachs, Docht und auch die Wachs-Schmelzgeräte sind im Grunde genommen unverändert.

Wie sieht Ihre Zielgruppe aus?

– Alle Schulklassen in Rüschlikon: Kindergarten, Primarschule und Oberstufe
– Kinder, Jugendliche und Familien aus der näheren Umgebung
– Besucherinnen und Besucher der Kaffeestube, die vom Frauenverein in den gleichen Räumlichkeiten betrieben wird.

Wie entstand in Ihrer Gemeinde die Idee zur Organisation des Kerzenziehens?

Inspiriert vom Zürcher Kerzenziehen wurde im Jahr 1974 zum ersten Mal in Rüschlikon unter der Leitung vom «Frauenverein Rüschlikon» das Kerzenziehen angeboten.
Inzwischen ist es zu einem festen Bestandteil des Gemeindelebens geworden.

Wird das Kerzenziehen nur im Winter angeboten oder hat man auch sonst die Möglichkeit dazu?

Das Kerzenziehen in Rüschlikon wird jedes Jahr im November während zwei Wochen angeboten.

Heutzutage wird viel Wert daraufgelegt, dass man Dinge nachhaltig herstellen kann. Hat sich hierbei bei Ihnen auch etwas geändert?

Nein. Wie beziehen jedes Jahr das Bienenwachsprodukt von einer bekannten Schweizer Firma.
Den gesamten Erlös spenden wie jedes Jahr an eine gemeinnützige Institution, die Kinder, Jugendliche oder Familien unterstützt.

Wie schauen Sie dem Kerzenziehen im Jahr 2020 entgegen aufgrund der aktuellen Corona-Situation?

Leider mussten wir es absagen.

Finden Sie selbst auch immer noch Freude an dieser alten Tradition?
Ja. Seit 30 Jahren bin ich dabei, unterstützt von weiteren langjährigen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern, der Gemeinde und vom lokalen Gewerbe.

Weshalb sollten die Leute in der Gemeinde sich das Kerzenziehen nicht entgehen lassen?

Es ist eine wunderschöne Einstimmung in die Adventszeit.
Und Kerzenziehen macht glücklich…

Kerzenziehen in der Region

Zu den Kerzenziehen
Kerzenziehen

Kerzenziehen

Kerzenziehen

Anleitung für Kerzenziehen

Kerzen können auch zuhause auf einfache Art und Weise hergestellt werden. Es gibt zwei Wege: Kerzen ziehen oder Kerzen giessen. Im Internet findet man unzählige Anleitungen, wir wollen hier das Kerzenziehen vorstellen:

Vorbereitung:
Material: Messer, feste, feuerresistente Unterlage, möglichst hoher Kochtopf, leere Konservendose (deren Höhe bestimmt die Länge der Kerze), Wasser, Schnur, Papier, Schere
Für die Kerzen: Kerzenreste, Docht (mind. 10-15 cm länger als die gewünschte Kerzenlänge)

Herstellung
• Verwenden Sie für das Kerzenziehen eine feuer- und schnittfeste Unterlage. Zuerst müssen die Kerzenreste mit einem Messer zerkleinert werden. Dabei entfernen Sie auch die alten Dochte.
• Füllen Sie die Wachsreste in die Konservendose. Die Dose wird im Wasserbad erwärmt – Wasser darf nicht kochen – bis das Wachs flüssig ist.
• Damit das Wachs am Docht beim Kerzenziehen nicht abrutscht, machen Sie einen Knoten am unteren Ende des Dochts.
• Nun wird der Docht kurz in das flüssige Wachs gehalten und wieder herausgezogen. Sobald das anhaftende Wachs getrocknet ist, kann die Kerze erneut in die Konservendose getunkt werden.
• Dieser Vorgang, das eigentliche Kerzenziehen, wiederholen Sie solange, bis die Kerze die gewünschte Dicke erreicht hat.
• Zum Schluss wird die noch warme Kerze vorsichtig auf der Unterlage gerade gerollt.
• Anschliessend noch ein letztes Mal eintauchen, damit die Kerzen-Oberfläche nach dem Hin- und Herrollen wieder glatt wird.
• Gezogene Kerzen brauchen lange zum Abkühlen. Dafür werden sie mit dem oberen Teil des Dochtes an eine Leine geknotet. Legen Sie unter die Leine ein Papier aus, damit der Boden vor Wachstropfen geschützt ist.
• Wenn die Kerzen ausgekühlt sind, kürzen Sie die Dochte auf die gewünschte Länge.

Sicherheitshinweis:
Wir weisen darauf hin, dass sich beim Abbrennen von Kerzen sehr hohe Temperaturen entwickeln, was Gefahren mit sich bringt. Darum müssen die folgenden Regeln eingehalten werden:
• Feuerfeste Unterlage verwenden, auf der die Kerzen nicht umfallen können (Kerzenhalter oder Glasuntersetzer).
• Brennende Kerzen dürfen nie unbeaufsichtigt sein.
• Im Umgang mit Kerzen Kinder nie aus den Augen lassen!
• In der Nähe von brennenden Kerzen darf sich kein brennbares Material befinden.